Die Erzeuger - und Marktpreise sind Teil des kranken Systems

Es gibt offizielle Webseiten – zum Beispiel die der  Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) – auf welcher man die wöchentlichen Preise pro Schlachtgewicht und Handelsklasse sehen kann. Glücklicherweise gibt es zumindest diese Preisdokumentation und somit eine partielle Offenlegung der Erzeugerpreise, unter folgenden Bedingungen:
Erläuterung zur amtlichen Preisfeststellung – Wozu?
  • Aufgrund des ständigen Wechsels von Angebot und Nachfrage unterliegt das Marktgeschehen auf dem Schlachtviehsektor starken Schwankungen.
  • Die Marktübersicht wird durch eine Vielzahl von Lieferanten (Landwirte oder Händler, EG`s etc.) und Abnehmern erschwert. Um dennoch Markttransparenz zu gewährleisten, wurde die amtliche Preisfeststellung geschaffen.
  • Sie stellt die Grundlage für aussagefähige und vergleichbare Preise dar.
Wer ist zuständig?
  • Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte ist die zuständige Stelle für die Erstellung und Bekanntgabe der amtlichen Preisfeststellung in Bayern.
  • Das Fleischgesetz sowie die erste Fleischgesetz-Durchführungsverordnung regeln den Ablauf.
Wer meldet?
  • Jeder Betrieb in Bayern, der durchschnittlich pro Woche mehr als 150 Rinder, 500 Schweine oder 75 Schafe schlachtet, ist gesetzlich verpflichtet, Preismeldungen abzugeben.
  • Dies sind wöchentlich 12 Meldungen für Rinder und Kälber und 16 für Schweine.
  • Die restlichen Betriebe sind von der Meldepflicht befreit.
Was muss wöchentlich gemeldet werden?
  • Stückzahl
  • Schlachtgewicht
  • Der an die Lieferanten mit dem Schlachtgewicht gewogene Auszahlungspreis frei Eingang Schlachtstätte, unterteilt nach Kategorie, Handelsklasse und pauschal
Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, (01.12.2020) Somit melden in Bayern nur 12 Betriebe Preise für Rinder und Kälber und nur 16 Betriebe melden Preise für Schwein, pro Woche. Denn zur Preismeldung verpflichtet sind nur die größeren Betriebe, in diesem Fall nur die, die „durchschnittlich pro Woche mehr als 150 Rinder, 500 Schweine oder 75 Schafe schlachten“Das könnte bedeuten, dass die anderen, kleineren Schlacht- oder Fleisch -Betriebe  den Bauern mehr oder auch weniger bezahlen, falls weniger überhaupt möglich ist. 

Wir sind schockiert über diese extremst niedrigen Erzeuger Preise gemäß der LfL Bayern Datenbank

Bitte beachten Sie, dass in diesen Durchschnittspreisen bereits die gezahlten Zuschläge für sogenannte „Tierwohl“- bzw. Qualitäts- und Herkunfts- Programme und auch für BIO Fleisch enthalten sind:

* Gewogener Auszahlungspreis ohne Umsatzsteuer (MwSt.) in € je kg Schlachtgewicht. Preise je kg Schlachtgewicht frei Eingang Schlachtstätte, ohne MwSt., incl. Zu- und Abschläge (Herkunfts- und Qualitätsprogramme, auch Biozuschläge)

Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, (01.12.2020)

Zusätzlich weisen wir darauf hin, dass die meisten Schlachtstandorte der Mega-Fleischkonzerne wie Tönnies & Co außerhalb Bayerns zu finden sind und man daher davon ausgehen muss, dass die Deutschland weiten Durchschnitts-Erzeugerpreise sogar noch niedriger sind als diese hier in Bayern! Auch interessant ist, dass Geflügel und somit die x- Millionen geschlachteten Hühner nicht in der Preisfeststellung aufgenommen werden. Warum wohl?
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, 49. Woche 2020, vom 10. Dezember 2020
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Woche 8, 2020
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Woche 8, 2020 ( 25.August 2020)

Bitte beachten Sie: Diese Preise sind bereits die Misch-Preise, und beinhalten auch schon die Zuschläge von Biofleisch bzw. Zuschläge für andere sogenannte „Qualitätsprogramme“.  Für das konventionell gehaltene Tier bekommt man weniger als den hier exemplarisch dargestellten Durchschnitt. 

Wie extrem volatil die Preise sein können, sieht man bereits in den  Kalenderwochen 8 und 49 von 2020 > siehe Tabellen oben:

In Woche 8 lag der Durchschnittspreis pro Kilo Schlachtgewicht für Schweinehälften (Klassen S+E) bei 1,99 € und nur 41 Wochen später bei nur 1,24 €: Das bedeutet einen Preissturz von ca. 38%!

Wie soll ein Viehhalter mit diesen Preisschwankungen kalkulieren können?

Diese Preiseinbrüche waren maßgeblich durch die Corona Pandemie und den Ausbruch der afrikanischen Schweinepest in Deutschland verursacht.

Allerdings sind solche drastischen Preisschwankungen kein Einzelfall, hier ein anderes Beispiel von 2015:  Der Erzeugerpreis für Sauen lag auch da unter 1€, um genau zu sein bei  0,97 € pro Kilo Schlachtgewicht (immer noch höher als in KW 49/2020):

Sauenpreise fallen unter 1 Euro

Der von den Schlachtunternehmen in der Abrechnungswoche bis zum 06. Juli (2015) durchschnittlich an die Landwirte ausgezahlten Preis für Schweine der Handelsklasse S lag bei 1,45 Euro/kg SG. Für Schweine der Handelsklasse E erhielten die Landwirten 1,41 Euro/kg SG. Im Vergleich zur Woche zuvor  waren die Auszahlungspreise für S-Schweine damit 4 Cent niedriger. Für E-Schweine wurden 5 Cent niedrigere Preise ausgezahlt. Im Vergleich zum Vorjahr waren die Schweinepreise zum aktuellen Abrechnungstermin 33 Cent niedriger.  Schlachtsauen (M) wurden in der Schlachtwoche bis zum 05. Juli „2015“ nur noch mit 0,97 Euro/kg SG abgerechnet und damit zu 3 Cent niedrigeren Preisen. Im Vergleich zum letzten Jahr (1,40) sind die Preise für Schlachtsauen derzeit 43 Cent niedriger.
 

Quelle: Dr. Olaf Zinke, „Schlachtsauen: Preis liegt 43 Cent unterm Vorjahr“, vom 9. Juli 2015, agrarheute.com (25. August 2020)

 

Zusammenfassung der Erzeugerpreis-Fluktuationen von 2000 bis 2019:

      • Preise variieren teilweise immense, von – 3,3% bis zu + 1,68% 
      • Es ist keine lineare Preisentwicklung erkennbar, gemäß der Inflationsrate oder den steigenden Lohnkosten
      • Im Gegenteil: 2001 waren die Preise um ca. 12,68% im Durchschnitt höher, der Durchschnittspreis reduzierte sich gar um 1,52%, jeweils zum  Vergleichswert
      • Eine Preissicherheit für die Erzeuger, für die Bauern ist somit nicht gegeben: Es zeigt sich, dass die Tierhalter mit allen Eventualitäten und entsprechenden Preisverfällen zu jeder Zeit rechnen müssen.

Diese instabile Preis –  Struktur und das ständige Risiko von Preisstürzen stellt  für die Bauern ein großes Problem dar: Denn solche Preisschwankungen bergen hohe, Existenz relevante Risiken, die kleinere Bauern unmittelbar in den Ruin stürzen könnten.

Warum wird der Fleischpreis wöchentlich neu bestimmt? Wieso schwanken die Fleischpreise so massiv?

Wieso kann man die Preise für Tiere nicht festschreiben, ebenso wie man das bei Büchern oder sogar bei Zigaretten gesetzlich vollzieht?

Hierbei handelt es sich um LEBENDE Wesen, um essentielle Nährstoffe für unseren Körper (wenn die Tiere entsprechend artgerecht gehalten werden würden!), daher  sollten Tiere bzw. deren Fleisch keiner täglichen oder wöchentlichen  Nachfrage-Schwankung ausgeliefert sein!

Es ist davon auszugehen, dass das Preis-Risiko vollends auf die Erzeuger übertragen wird und dass die Fleisch-Mogule & der Handel, die als Vermittler zwischen Bauern und Verbrauchern agieren, das Maximum für sich rausholen.

Wie sonst können diese Konzerne Millionen € oder gar Milliarden € Gewinne jedes Jahr einfahren?

Die Preisstruktur ist nicht transparent –

Fakt ist, dass die Erzeuger nur einen Bruchteil der Verbraucherpreise erhalten, ganz extrem ist dieser Unterschied bei BIO Fleisch

Zusammensetzung schwer auseinanderzudröseln

Eine Berechnung für die Weitergabe der erhöhten Preise an die verarbeitenden Betriebe lässt sich nicht so einfach anstellen. „Die Preiszusammensetzung ist hier sehr komplex“, sagt Tim Koch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Auf dem Weg zum Schnitzel durchlaufe ein Ferkel zahlreiche Stationen: „Da gibt es den Erzeuger, das Transportunternehmen, den Schlacht- und den Zerlegebetrieb. Schließlich den Groß- und den Einzelhandel. Und das sind nur die großen Parteien“, erklärt der Marktexperte für die Fleisch- und Geflügelwirtschaft.

Auch wenn die AMI die einzelnen Märkte genau beobachte, sei es sehr schwer zu sagen, welchen Anteil etwa die Schlachtung am Endpreis habe. Dazu fehlten trotz allem Angaben. Hinzu komme, dass die jeweiligen Betriebe sehr unterschiedlich aufgestellt sind. „Auch wenn wir die einzelnen Preise hätten, kann man das nicht eins zu eins umrechnen.“

Erzeugerpreis gut nachvollziehbar

Ähnlich sieht es auch Josef Efken, Experte für Vieh- und Fleischmärkte am Braunschweiger Thünen-Institut, welches unter anderem auch das BMEL berät. „Für die Abgabepreise in den Schlacht- und Zerlegebetrieben gibt es keine Meldung“, erklärt der Wissenschaftler. Abzüglich der Mehrwertsteuer lasse sich allein der Erzeugerpreis durch die amtliche Preisfeststellung nachvollziehen. Daten des Statistischen Bundesamts, die das Institut auswertete, zeigten, dass dieser 2018 etwa ein Drittel des Endpreises ausmachte. „Von 4,38 Euro, die der Verbraucher für einen Warenkorb mit vier Schweinefleischteilen zahlen musste, gingen 1,44 Euro an die Erzeugerbetriebe„, erläutert Efken. Der wissenschaftliche Beirat des BMEL sprach 2015 von einem Anteil von etwa 25 Prozent.

Erschwerend kommt zur Komplexität der Preiszusammensetzung hinzu, dass das Fleisch, das die Betriebe verarbeiten, nicht komplett beim Einzelhandel landet. „Teile eines Schweins, die in Deutschland keinen Absatz finden, werden exportiert. So kommen zum Beispiel Ohren und Schwänze nach China“, erklärt Christian Böttcher, Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). Ein weiterer großer Teil wird über Großhändler an Restaurants und Betriebskantinen vertrieben. Um den Anteil, den die Schlacht- und Zerlegebetriebe an dem Endpreis haben, berechnen zu können, müsste man daher alle Märkte in Betracht ziehen. „Es reicht nicht, einfach den Verbraucherpreis an der Supermarktkasse herunterzurechnen“, sagt Böttcher.

Quelle: Tagesschau.de, „Missstände in Schlachthöfen: Wie der Preis für Fleisch entsteht“, vom 20.05.2020, https://www.tagesschau.de/mehr/faktenfinder/fleischpreise-107.html (25. August 2020)

YouFee´s Zusammenfassung & Statement:

Die Erzeugerpreise sind definitiv zu niedrig: Aufgrund solcher Preise wird Fleisch leider oft verramscht, vergeudet und nicht wertgeschätzt.

Tiere bzw. deren Fleisch sollten nicht täglichen / wöchentlichen Preisschwankungen ausgesetzt sein: Denn unter diesen Konditionen müssen die Erzeuger immer mit allen Eventualitäten rechnen, sie können nicht oder nur schlecht planen und tragen alle Risiken.

Und genau das wollen wir ändern: 

Wir garantieren den Bauern feste Preise, die Erzeuger garantieren uns im Gegenzug, dass sie ihre Tiere artgerecht und gesund halten.

Fleisch und Wurstwaren sollten geschätzt, gewürdigt und deren Herstellung – bei Einhaltung der artgerechten Konditionen – entsprechend entlohnt werden, denn es sind Produkte von TIEREN = von lebenden Wesen!

Diese Tiere sterben für uns Menschen, damit wir uns ernähren können.

Es ist das Mindeste, dass diese Tiere so natürlich & so gut wie nur möglich leben dürfen und versorgt werden, und dass WIR Konsumenten bereit sind, für solch eine artgerechte Tierhaltung mehr zu bezahlen. Es muss sichergestellt werden, dass die Erzeuger entsprechend fair entlohnt werden.

Wir sind der Meinung, dass nur das Fleisch von gut & gesund gehaltenen Tieren den gewünschten Ernährungs-Mehrwert liefern kann und wird.

Bitte teilen Sie uns Ihre Meinung, Ihre Wünsche und Erwartungen an „artgerechte Tierhaltung“ über die untere Umfrage mit.

Wir werden ihre Wünsche und Erwartungen in den Konditionen-Katalog aufnehmen: Selbstverständlich sind hierfür eine relevante Anzahl von Rückmeldungen und das Gesamtergebnis ausschlaggebend.

Wir zusammen können dies ändern, machen Sie mit!