Die Gesetze zum Tiertransport basieren auf der EU-Tiertransport-Verordnung, die die Mindest-Konditionen für alle EU Länder regeln soll.
Auf europäischer Ebene regelt die EU-Tiertransport-Verordnung den Transport von »Nutztieren«. Die Verordnung beruht auf einer Stellungnahme des Wissenschaftlichen Ausschusses für Tiergesundheit und Tierschutz (ehemals SCAHAW, jetzt AHAW), ignoriert jedoch einige wichtige Empfehlungen aus der Stellungnahme. Dazu gehört beispielsweise das empfohlene vollständige Verbot von Elektro-Treibern oder das Verbot, im Transportabteil angebundene Tiere zu transportieren.
Deutschland wiederum setzt die europäischen Vorgaben mittels einer nationalen Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) um.
Anbei ein Auszug von unserem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft = BMEL über die “EU-Verordnung und den Schutz von Tieren beim Transport”: :
Die EU-Verordnung sieht je nach Tierart unterschiedliche Fahrtzeiten vor: Noch nicht entwöhnte Tiere, das sind Tiere, die noch gesäugt werden (neun Stunden Transport, dann eine Stunde Ruhezeit mit Tränke, dann neun Stunden Transport), Schweine (24 Stunden Transport bei ständigem Zugang zu Trinkwasser), Pferde (24 Stunden Transport mit Tränke alle acht Stunden), Rinder, Schafe und Ziegen (14 Stunden Transport, dann eine Stunde Ruhezeit mit Tränke, dann 14 Stunden Transport). Die genannten Transportabschnitte können wiederholt werden, wenn die Tiere an einer zugelassenen Kontrollstelle entladen, gefüttert und getränkt werden und 24 Stunden Ruhezeit haben
Quelle: “EU-Verordnung über den Schutz von Tieren beim Transport”, vom 13.09.2019, BMEL.de, (20.12.2020)
Dass die EU-Gesetze noch nicht einmal eine maximale Transportzeit definieren, finden wir unfassbar. Entsprechend ist nachvollziehbar, dass diese Tiertransport- Gesetze die Tiere nicht ausreichend schützen und auch hier Tierwohl nicht im Vordergrund steht, sondern Tierleid gesetzlich gestützt wird. Die Ladedichten und Temperaturgrenzen sind nach unserem Ermessen viel zu hoch > ein Beispiel: Zulässig beim Transport von Rindern sind Temperaturen bis 35 Grad (!), eine Dauer von 29 Stunden (!), bei einer Fläche von 1,6 qm pro Rind! Das bedeutet, dass die Rinder die gesamte “Reisezeit” eingepfercht stehen müssen, über 29 Stunden, FALLS es nicht ohnehin eine Ausnahme-Genehmigung für noch längere Transportzeiten gibt, ODER die Tiere nach 29 Stunden in einem Land angekommen sind, in welchem sich niemand für irgendwelche EU oder Deutsche Tiertransport-Regeln interessiert (wovon man nach 29 Stunden Transportzeit ausgehen kann). Denn in anderen Ländern wird im Zweifel gar nicht kontrolliert und wenn, dann gilt das lokale Gesetz. Keine Begrenzung der Transportzeit
Die Tiere sind den Belastungen des Transports stundenlang und teilweise sogar über Tage ausgesetzt. Der Ausschuss für Tiergesundheit und Tierschutz hebt in seiner Stellungnahme zwar hervor, dass das Wohlbefinden der Tiere sich immer weiter verschlechtert, je länger die Beförderung andauert. Trotzdem setzt die EU-Tiertransportverordnung keine absolute Begrenzung der Transportzeit fest.
Innerhalb Deutschlands ist die Transportdauer in der nationalen Tierschutztransportverordnung auf höchstens acht Stunden begrenzt – jedoch werden im gleichen Paragraphen Bedingungen angegeben, unter denen der Transport wesentlich länger dauern darf. Somit sind also Langstreckentransporte auch nach der nationalen deutschen Verordnung erlaubt.
Aus diversen Vorfällen geht hervor, dass selbst diese laschen Vorgaben oftmals nicht eingehalten werden! Denn je mehr Tiere man in einen LKW reingestopft werden können, desto geringer werden die Kosten für Fleisch, was wiederum der wichtigste Faktor für die Fleisch-und Handelsbranche (und angeblich auch für uns, die Konsumenten) zu sein scheint.
Die Tatsache, dass Tiere stundenlang und über hunderte oder gar tausende Kilometer transportiert werden dürfen, ist schrecklich, aber dass die Einhaltung dieser Gesetze nicht durchgängig kontrolliert wird und somit die Transportdauer und die Transport-Kriterien noch weiter ausdehnt werden können, ist eine Katastrophe. Hier nur ein Faktenauszug von den kontrollierten Tiertransporten im Jahr 2015:
Bei den Kontrollen im Jahr 2015 wurden in Deutschland insgesamt etwa 5.000 Verstöße beim Transport von Rindern, Schweinen, Geflügel, Schafen und Ziegen festgestellt. Bei den Rindern betrafen die meisten Verstöße (insgesamt fast 60 %) die Transportfähigkeit. Insbesondere der Transport von hochschwangeren oder kranken bzw. verletzten Tieren fiel ins Gewicht. Auch bei Schweinen wurde meist der Transport von verletzten oder kranken Tieren bemängelt. Bei allen Tieren fanden die Kontrolleure Verstöße gegen die Vorgaben der Ladedichte vor. Insbesondere betraf das die in Behältern transportierten Geflügeltiere.
Andere Verstöße betrafen die Dokumentation oder das Transportmittel. 230 Mal wurden außerdem die Vorgaben zum Tränken und Füttern oder zur Transport- oder Ruhedauer nicht eingehalten.
Was der Bericht von 2015 nicht berücksichtigt: Transportunternehmen umfahren bestimmte Regionen gezielt oder wählen gänzlich andere Routen, um häufigen oder strengeren Kontrollen zu entgehen. Da sich außerdem das Strafmaß für dieselben Vergehen von Land zu Land innerhalb der EU immer noch unterscheidet, nehmen die Transportunternehmen sogar längere Wege in Kauf, um strengen Strafen zu vermeiden.
Grundsätzlich fragen wir uns: WIESO werden die Tiere auch noch lebend in andere Länder, ja sogar über diverse Landesgrenzen, transportiert?
Das ist nicht notwendig, denn selbst wenn man lokal keine Nutztiere züchten kann, oder ein Land mehr Fleisch “benötigt” als es “produzieren” kann, dann könnte man das bereits verarbeitete Fleisch verkaufen & transportieren, und würde den Tieren somit die bis zu Tage langen und über tausende von Kilometer langen Transporte ersparen!
Aber nein, genau das Gegenteil ist der Fall, die Export- und Importzahlen sind stabil bzw. steigend:
Innerhalb der EU und in Drittländer werden ca. 350 Millionen lebende Säugetiere und 1 Milliarde Geflügel gehandelt!
Aus der EU werden ca. 800.000 Rinder und ca. 2,6 Millionen Schafe und Ziegen in Drittstaaten außerhalb Europas transportiert!
Und nur aus Deutschland kommen ca. 81.000 Zuchtrinder in sogenannte Drittstaaten!
Dieser legale Transport- Wahnsinn, der vollends zu Lasten der Tiere und unseres Klimas geht, steht auf schicken, politischen, internationalen Abkommen, d.h. dass diese Praxis politisch aktiv unterstützt und gefördert wird:
Abkommen mit Drittländern
Deutschland hat laut einer Kleinen Anfrage der Grünen an den Bundestag mindestens 16 Abkommen zu Lebendtiertransporten mit Drittländern geschlossen. Darunter Algerien, Ägypten, Mexiko und die Vereinigte Arabische Emirate. Die Tiere werden teilweise tausende Kilometer weit transportiert. Wartezeiten an den Grenzen verschlimmern die Situation der Tiere und verlängern den Transport teils um Tage. Insbesondere in den Sommermonaten sterben dort viele Tiere, da sie nicht ausreichend mit Wasser versorgt werden.
Auch Transporte per Seeweg sind üblich. Vornehmlich Rinder und Schafe werden viele Tage lang über das Mittelmeer geschifft. Der Transport erfolgt in ausgemusterten Autofähren oder Frachtern. Eine Prüfung auf ihre Tauglichkeit fehlt bei den meisten Schiffen. Wirksame Kontrollen der Tiere finden nicht statt und in den Zielländern fehlen häufig jegliche Tierschutzstandards.
Neben den massiven & unnötigen Tierqualen, die solche Transporte bedingen, sei erwähnt, dass diese Transport-Strategie auch eine immense Umweltverschmutzung durch die x-tausenden LKW-Fuhren (bei 1,4 Milliarden transportierten Tieren pro Jahr), durch x-tausende Fuhren auf dem Seeweg (meist auf alten, ausrangierten Frachtern, die nicht nur viel Öl verschwenden, sondern auch viel Öl ins Meer abgeben) bedeutet: In Anbetracht unserer deutschen bzw. weltweiten Umweltsituation und der nationalen CO2 Einspar-Maßnahmen ergibt das alles keinen Sinn!
Denn in Deutschland bzw. in der EU soll durch diverse Gesetze und Aktionen der Emissionsausstoß maximal reduziert werden, indem viele Milliarden € in die Schaffung von Schadstoffzonen gesteckt wurden, E-Autos gefördert werden, alte Diesel-Modelle eingeschränkt, Haus-Emissionen strenger geregelt, ältere Modelle von Heizungen und Kachelöfen in Privathaushalten verboten wurden´, etc….. ABER parallel lässt man die sinnlosen UND tierquälerischen Lebend-Tiertransporte von ca. 1,4 Milliarden TIEREN (pro JAHR!) teilweise über tausende von Kilometer, mit veralteten “Fahrzeugen” und Frachtern zu?
WARUM? Wie passt das alles zusammen?
Wir sehen hierin keine Strategie, sondern wieder einmal eine ungerechte, wahrscheinlich wirtschaftlich getriebene “Sonderlocke”, die erneut zu Lasten der Tiere geht!
Für uns gibt es nur eine logische Erklärung für diese inkonsequente Vorgehensweise unserer Politik: Steigerung der Exportumsätze und entsprechender Steuereinnahmen, was dank freundlicher Lobby-Unterstützung von so manchen politischen Entscheidungsträgern wohl möglich ist!
Neben der unfassbaren Tierquälereien und der zusätzlichen, unnötigen Umweltverschmutzung, ist offensichtlich, dass man mit dieser Export & Import “Strategie” nicht nur den deutschen Marktpreis für Fleisch, sondern auch die deutschen Bauern “zerstört”, da rein wirtschaftlich “immer” vom günstigsten Anbieter gekauft wird.
Es ist davon auszugehen, dass wir mit diesem Preiskampf und den so gut wie unlimitierten Transportmöglichkeiten der Tiere nicht nur die Landwirtschaft & Arbeitsplätze in Deutschland gefährden, sondern auch die Landwirtschaft in den Empfangs-Ländern schädigen: So kaufen Länder wie z.B. Ägypten, Algerien oder Kasachstan Nutztiere aus Deutschland und lassen sie zu sich liefern, weil sie vor Ort nicht so günstig ihre Nutztiere halten und Fleisch produzieren können. Wie finden Sie das? Kann das Ihrer Meinung nach richtig sein?
Der ständige Wettbewerb und Preiskampf macht somit auf beiden Seiten die lokalen Bauern kaputt, im Ausland und bei uns in Deutschland.
Ein weiterer Grundpfeiler von YouFee ist: Reduktion von Lebendtier-Transporten auf das absolute Minimum! Das sollte nur der kürzeste Transport zum nächst gelegenen Schlachthof sein, falls eine Schlachtung vor Ort nicht möglich ist.