Der Fall Wilke zog in den letzten Wochen große Kreise. Wurst, Fleisch und diverse Fertiglebensmittel mussten wegen Listerien zurückgerufen werden – nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland. Sogar Todesfälle sind auf die verseuchten Wurstwaren zurückzuführen. Nun liegt ein Bericht des hessischen Verbraucherschutzministeriums zu dem Lebensmittelskandal vor.
- Behörden haben die Firma Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren GmbH & Co. KG geschlossen. Der Grund: In Wurstwaren wurden Listeriennachgewiesen.
- Drei Todesfälle werden mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Verzehr von Produkten der Firma in Verbindung gebracht, weitere 25 werden momentan untersucht.
- Die Informationspolitik war völlig unzureichend und unverantwortlich. Anbieter wie Metro, Ikea oder die Großhandelsfirma Kremers nannten wenigstens Namen oder meldeten Rückrufe.
- Das Hessische Verbraucherschutzministerium hat mittlerweile einen Bericht zum Fall Wilke vorgelegt. Dieser zeigt das Versagen der Behörden und offenbart die Schwachstellen der Lebensmittelüberwachung.
Stand: 20.11.2019
Die Firma Wilke ist endlich geschlossen! Der Wurstproduzent war immer wieder durch Listerien in der Produktion und in Lebensmitteln negativ aufgefallen. Auch eklatante Hygienemängel scheint es schon länger gegeben zu haben. Am Ende war der Skandal nicht mehr zu stoppen. Nun hat das Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz am 18. November einen Bericht zum Wilke-Listerienskandal veröffentlicht. Verbraucherschutzministerin Priska Hinz räumt darin ein Versagen der zuständigen Behörden ein. So wurde Wilke beispielsweise gar nicht oder nicht häufig genug überwacht. Eigentlich hätte die Firma entsprechend der Risikoeinstufung zwölf Mal im Jahr kontrolliert werden müssen, doch das Kontrollintervall hat man auf drei Monate herabgesetzt.
Was im Fall Wilke noch alles schief gelaufen ist, steht auf der Internetseite der hessischen Verbraucherschutzministeriums. Die Verbraucherzentralen und der Verbraucherzentrale Bundesverband fordern Konsequenzen aus dem Skandal und haben ein Forderungspapier veröffentlicht.
- Die Verantwortung für die Überwachung muss künftig auf Länderebene liegen. Im Krisenfall muss der Bund die Koordinierung und Verantwortung übernehmen. Die kommunale Lebensmittelüberwachung ist bei komplexen Lieferketten nicht mehr zeitgemäß.
- Die Behörden müssen Rückrufe sofort selbst durchführen können.
- Betriebe sollten im digitalen Zeitalter jederzeit belegen können, dass sie ihre Lieferkette nachvollziehen können. Lieferketten sollten zudem in einem zentralen, digitalen System auf jeder Stufe abgebildet werden. Die amtliche Überwachung muss jederzeit Zugriff auf dieses System haben.
- Rückrufe und Information der Verbraucher müssen schneller und umfassender erfolgen.
- Bund und Länder müssen für eine ausreichende Anzahl und Häufigkeit von Kontrollen sorgen. Laut einem aktuellen Bericht des Europäischen Verbraucherverbandes BEUC ist die Anzahl der Lebensmittelkontrollen in der EU in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. In Deutschland sank die Gesamtzahl der Kontrollen zwischen 2007 und 2017 um 22 Prozent.