Diese TOP 10 der deutschen Fleischwirtschaft stehen zwischen den meisten Bauern/Erzeugern und dem Handel, um genauer zu sein: den Handelsriesen!
In enger Abstimmung – zwischen den Fleisch-Größen und den Handels-Riesen – könnten die Abnahmepreise für Fleisch von Rindern, Schweinen, Hühnern & anderen Tieren bestimmen, und somit den Erzeugern vorgegeben werden.
Da die oben genannten TOP 10 der Fleischwirtschaft einen signifikanten Marktanteil halten, können wir von Marktherrschaft sprechen und gehen davon aus, dass es für die Erzeuger nur wenige bzw. gar keine Alternativen gibt, wenn diese nicht direkt vermarkten können, zum Beispiel über einen Hofladen, auf Märkten, via Internet, etc.
Die Branchenriesen könnten somit – in Abstimmung mit dem Handel – die Konditionen vorgeben und entscheiden, wie viel Geld der Bauer für sein Schwein, seine Sau, sein Ferkel, sein Rind, sein Huhn erhält. Die Konditionen sind in den Verträgen manifestiert, oder ergeben sich Tages- oder Wochen – zum Beispiel via “Amtliche Preisfeststellungen”, die von einzelnen Bundesländern ausgegeben werden.
Die stets schwankenden & meist vorgegebenen Preise sind aus unserer Sicht viel zu niedrig, und könnten teilweise gar unter die Selbstkosten der Bauern fallen: Somit könnte diese Preispolitik ein Grund für die drastische Reduktion von viehhaltenden Betrieben in den letzten Jahren sein. Wer das Preisniveau nicht mithalten kann oder will, kann seine Tiere nicht vermarkten und muss seinen Hof aufgeben.
Alleine von 2007 bis 2016 hat sich die Zahl der Deutschen Schweinehalter um rund 50 Prozent verringert – bei leicht steigendem Tierbestand! 50% weniger Ställe und mehr Tiere ist selbstverständlich nur möglich, indem man viel mehr Tiere in die verbleibenden Betriebe reinpackt, was uns in den letzten Jahren immer mehr in die Massentierhaltung geführt hat.
Sieht man sich die Entwicklung der viehhaltenden Betrieben von 1992 zu 2019 an, kann man erst den tatsächlichen, dramatischen Rückgang der Erzeuger-Betriebe erkennen (Quelle: Fleischbericht 2019, BLE):

Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE): “Bericht zur Markt – und Versorgungslage Fleisch 2019”, Mai 2019: Fleischbericht 2019.
Zusammenfassend sieht die Entwicklung der viehhaltenden Betriebe von 1992 bis 2018 so aus:
- von ca. 295.000 Schweinehaltenden Betrieben, sind 2018 nur noch 22.000 vorhanden! Das ist ein Rückgang von ca. 92,5 %
- von ca. 305.000 Hühnerhaltenden Betrieben, sind 2018 nur noch 47.000 vorhanden! Das ist ein Rückgang von ca. 84,6%
- von ca. 350.000 Rinderhaltenden Betrieben, sind 2018 nur noch 140.000 vorhanden! Das ist ein Rückgang von ca. 60%
ABER die Anzahl der Tiere nimmt deshalb nicht ab, sondern sie nimmt sogar zu (am meisten bei Hühnern):
Bei den Schweinen ist der Viehbestand (fast) gleich geblieben, obwohl es ca. 273.000 weniger viehhaltende Schweine-Betriebe in Deutschland gab. Das heißt, dass sich diese 26 Millionen Schweine auf die ca. 22.000 Betriebe verteilen und entsprechend mehr Tiere in den Mega-Tierfabriken gehalten werden: diese, und nur diese, können Fleisch zu den super Billig-Preisen “produzieren”, was logischerweise zu LASTEN der Tiere geht!
Trotz der – nach unseren Maßstäben – katastrophalen Tier Haltungs-Konditionen, halten sich die Tierfabriken (meistens) an die aktuell gültigen Gesetze der Nutztierhaltung (=konventionelle Tierhaltung) und agieren somit völlig legal. Und genau hier sehen wir das Kernproblem der Massentierhaltung und den damit verbundenen Tierqualen: Unsere Gesetze!
Denn unser Gesetze legalisieren die Tierhaltung auf engstem Raum, sie erlauben genetisch veränderte Fertig-Futtermitteln, sie akzeptieren das Fehlen von Bewegung und artgerechtem Verhalten (wie Wühlen, Laufen, frische Luft atmen ETC…), nur um uns Konsumenten super billiges Fleisch anbieten zu können!
Durch den massiven Kauf von Fleisch aus der Massentierhaltung unterstützen und fördern wir dieses System, denn ca. 90% der in Deutschland vermarkteten Fleisch & Wurstprodukte sind aus eben dieser konventionellen Tierhaltung!
Die Zunahme der Massentierhaltungs-Betriebe hat sich entwickelt, weil der Preisdruck immer stärker geworden ist, und das Fleisch in den letzten Jahrzehnten immer billiger werden “musste” und dank der niedrigen Tierhaltungs-Gesetze das Fleisch immer günstiger produzierbar ist. Die Branche und auch unsere Politiker behaupten, dass diese BILLIG Preise notwendig sind, weil wir Deutschen nicht mehr für Fleisch und Wurstprodukte zahlen wollen… WIR stellen dieses sogenannte “Killer-Argument” für die Legalisierung der Massentierhaltung in Frage!
Wir sind davon überzeugt, dass nur ein Bruchteil der Fleischkonsumenten Billig-Fleisch haben will und somit nur ein kleiner Teil der Verbraucher lediglich auf den Preis fokussiert ist, ohne Rücksicht auf die Tierhaltungskonditionen. Diverse Umfragen belegen unser Annahme und zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung sehr wohl gewillt ist, Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren zu kaufen und sehr wohl bereit ist, für “gutes” Fleisch mehr zu bezahlen.
Mit der stetigen Ausweitung der Massentierhaltung fördern wir nicht nur die Tierquälerei, sondern auch das Wegsterben von hundert tausenden Erzeugern / viehhaltenden Betrieben, was nicht nur eine moralische, sondern auch volkswirtschaftliche Katastrophe ist: Denn das wirkt sich nicht nur kontinuierlich schlechter auf die Tierhaltungskonditionen aus, sondern auch auf die Fleischqualität UND natürlich auch auf unseren Arbeitsmarkt aus. Mit dem Wegfall all dieser hundert tausende Betriebe haben nicht nur die Bauern ihre Existenz verloren, sondern auch deren Angestellte. Das zieht entsprechende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt mit sich und steigert erneut den Kostendruck auf die wenigen, verbleibenden Viehhalter.
Die TOP 10 der Fleischwirtschaft haben mit ihrer Marktmacht einen wichtigen, aber eingeschränkten Geschäftszweig in Deutschland etabliert. Sie sind so wettbewerbsfähig bzw. super billig geworden, dass sogar Länder wie China, Kasachstan, Russland, etc. Fleisch aus Deutschland kaufen. Bei Schweinefleisch ist Deutschland sogar Export-Weltmeister!
Unserer Ansicht nach ist das ein Armutszeugnis, denn wenn wir in Deutschland Tiere so billig halten, schlachten und verarbeiten können, dass trotz der Transportkosten für mehrere tausende Kilometer (z.B. nach China) das Fleisch immer noch wettbewerbsfähig ist, dann kann sich jeder vorstellen, was dies für die Tiere und deren Haltung bedeuten muss!?
Eine radikale, aber notwendige Änderung dieses Systems mit politischer Unterstützung ist unseres Erachtens aussichtslos, da unsere Politik “sich nicht in das marktwirtschaftliche System einmischen will” und wird.
Zu oft wird von entsprechenden Verbänden angedroht, dass man die Fleischproduktion ins Ausland verlagern werde, falls es gesetzliche Änderungen oder Forderungen geben sollte. Dieses Argument zieht sofort: Unsere Politiker werden spätestens dann sehr kleinlaut (wenn sie nicht ohnehin mit einem Aufsichtsrat-Job o.ä. in einer der Fleisch-verbundenen-Unternehmen involviert sind), weil sie befürchten, weitere Arbeitsplätze in Deutschland und Steuereinnahmen verlieren zu können.
Kritik von EU-Gewerkschaften: Deutsche Fleischindustrie als Jobkiller
Stand: 03.06.2020 03:50 Uhr,
Von Helga Schmidt, ARD-Studio Brüssel
Als die Bundesregierung ankündigte, Werkverträge in Schlachtbetrieben abzuschaffen, drohten die Hersteller, ins EU-Ausland abzuwandern. Doch Deutschland hat mit seinen Billiglöhnen dort Jobs vernichtet, sagen Kritiker.
Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise, als in deutschen Schlachthöfen Hunderte Arbeiter infiziert wurden, wollte Kristjan Bragason wissen, ob die Arbeitsverhältnisse auch in anderen EU-Ländern so schlimm sind. Bragason ist Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsverbandes für den Bereich Ernährung und Landwirtschaft.
Fast überall gehe es besser zu als in deutschen Schlachthöfen, so lautete die Antwort aus den nationalen Verbänden. Aber es kam auch noch eine andere kritische Rückmeldung: “Viele unserer Mitglieder kritisieren heftig die Art, wie Deutschland gehandelt hat”, sagt Bragason. Mit Dumpinglöhnen seien Jobs in vielen Nachbarländern zerstört und nach Deutschland geholt worden. Viele Jobs gingen in Ländern wie Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Dänemark verloren.
“Das System Billig perfektioniert”
Es gibt keine Chance, mit den Niedrigkosten zu konkurrieren, die die Fleischbetriebe in Deutschland geboten bekommen. Zahlen belegen das: In Belgien und Frankreich zum Beispiel sind die Mindestlöhne höher als in Deutschland, in Dänemark zahlt die Branche sogar nach Tariflohn.
Dass die reichste Volkswirtschaft Europas in der Fleischwirtschaft ein Billiglohnland ist, ärgert nicht nur den europäischen Gewerkschaftsverband. “Deutschland hat eine extreme Situation an den Schlachthöfen im europäischen Vergleich, das muss man wirklich sagen”, sagt der Europaabgeordnete Martin Häusling.
Der Agrarexperte der Grünen-Fraktion kritisiert, Deutschland habe sich durch das System der Werkverträge Wettbewerbsvorteile gegenüber den Nachbarn verschafft. Aber auch durch Verzicht auf Kontrolle. “Deutschland hat das System des Billig, Billig, Billig auch auf die Schlachthöfe übertragen und es da auch perfektioniert”, sagt er.
Konzentration auf wenige Firmen
Vor allem beim Schweinefleisch hat die deutsche Niedrigpreispolitik den Markt in Europa verändert. In den letzten 20 Jahren stieg die Zahl der Schlachtungen in Deutschland um fast die Hälfte. Gleichzeitig ging sie in anderen Ländern zurück. Das hat nicht nur eine Marktkonzentration auf wenige große Firmen zur Folge, mit dem Marktführer Tönnies an der Spitze.
Die andere Folge sind immer mehr Tiertransporte: “Es ist tatsächlich so, dass die deutschen Schlachthöfe in Europa fast mit am billigsten schlachten“, sagt Häusling. Deshalb schließen Schlachthöfe in den Nachbarländern und die Tiere würden von Frankreich, aber auch von Belgien, Holland und vor allem auch von Dänemark nach Deutschland gefahren, um sie da schlachten zu lassen. “Und darüber regen sich natürlich unsere Nachbarländer zurecht auf.
Gegen den Run auf die billigsten Schlachthöfe helfen nach Einschätzung des Agrarexperten Häusling nur europaweite Normen. In allen Ländern der EU müssten Mindestauflagen beim Lohn und bei den Arbeitsbedingungen gelten.
Quelle: “Kritik von EU-GewerkschaftenDeutsche Fleischindustrie als Jobkiller”, Von Helga Schmidt, ARD-Studio Brüssel, 03.06.2020, ARD-Studio Brüssel: tagesschau.de und Audiodatei, (05.Oktober 2020)
Dank der super optimierten Prozesse der TOP 10 Fleischbetriebe (ähnliche Abläufe könnte es in allen Fleisch-Betrieben geben), werden sogar aus den EU Nachbarländern die Tiere bis nach Deutschland gefahren, um kostengünstigst geschlachtet zu werden, obwohl man hier den Hin- und Rücktransport in die Gesamtkosten inkludieren muss.
Wie kann es sein, dass Deutschland die besten Schlachtpreise Europas hat? Glauben Sie, das geht mit rechten Dingen zu?
Wir finden das beschämend, abartig und fatal! Natürlich leiden die Tiere bei den Transporten, aber auch die Mitarbeiter in einigen dieser Fleisch-Fabriken stehen unter extremen Akkord-Arbeitsbedingungen: Bitte lesen Sie hier mehr über “Moderne Sklaverei in der Fleischbranche“. Selbst wenn es seit Januar 2021 nun endlich ein Gesetz gibt, welches die Nutzung von ausländischen Leiharbeitern via Subunternehmen verbietet, arbeiten diese Menschen sehr oft unter extremsten Druck und erhalten größtenteils nur den deutschen Mindestlohn.
Die seit Jahren dokumentierte Arbeiter Ausbeutung in einigen Groß-Schlachtereien, die Situation und das Leiden der Tiere in der Massentierhaltung und auch der steigende Kundenwunsch nach artgerecht gehaltenen Tieren, hat die Konzerne (Fleischwirtschaft und Handel) motiviert eigene Label zu gründen und/oder Siegel zu unterstützen, mit dem Ziel “besseres” Fleisch, unter besseren Haltungs- und Herstellungskonditionen zu produzieren und zu verkaufen.
So kam es sehr wahrscheinlich zu den Siegeln: a) “Haltungsform- Stufe 1 bis 4” oder b) “Initiative Tierwohl”.
Nach unseren Maßstäben und unter Ausnahme von Haltungsform Stufe 4, sind diese beiden Labels Augenwischerei und dienen nur der Verbraucher-Verwirrung, denn es reicht nicht aus, den Tieren 10% oder auch 20% mehr Platz zu gewähren oder einen Ballen Stroh in den kargen, viel zu engen Stall rein zu stellen, um von Tierwohl reden zu können. Für uns sind diese Labels / Siegel nur Pseudo- Aktionismus, der die Verbraucher beruhigen und/oder täuschen soll!
“Gute”, artgerechte Tierhaltung ist natürlich teurer und nur möglich, wenn die Erzeuger / die Bauern entsprechend bezahlt werden! Mit dem heutigen System wissen wir Verbraucher nicht oder nicht bedingt, wer wie viel Geld verdient und wer wie viel Gewinn einstreicht.
Aufgrund der fehlenden Preis Transparenz muss davon ausgegangen werden, dass die Erzeuger – und auch die Verbraucher – Preise von den wenigen Fleisch verarbeitenden Konzernen und den großen Handelsunternehmen reguliert, ja sogar beherrscht werden.
Auf der Suche nach den Preisen haben wir auch offizielle “amtliche Preisnotierungen für Erzeugerpreise von Schlachtvieh” gefunden. Ebenso gibt es fixe Zuschläge für die unterschiedlichen Labels, wie z.B. bei der “Initiative Tierwohl”, und wir können Ihnen die offiziellen BIO-Fleisch Erzeuger-Preise zeigen, so dass Sie sich Ihr eigenes Bild machen können.
Bitte informieren Sie sich und staunen Sie, wie niedrig und volatil die Konditionen für die Bauern, für die Erzeuger sind, sowohl bei der konventionellen als auch bei der BIO Tierhaltung: